Sicherheit für Sicherheitsbeauftragte – räumliche Technologien und öffentliche Sicherheit

Case study

Autor: Elmar Lenz ist VP Survey Solutions & Public Safety bei Hexagon‘s Geosystems Division

Die Einführung von Technologien zur schnellen, kollaborativen und kosteneffizienten Daten- erfassung und -analyse macht vor kaum einer Branche halt. Ganz besonders gilt dies für den Bereich der öffentlichen Sicherheit.

Zusammen mit Elmar Lenz, VP Survey Solutions & Public Safety bei Hexagon’s Geosystems Division, erörtern wir, in welcher Form die öffentliche Sicher- heit von räumlicher Innovation profitiert, welche Branchentrends auch Skeptiker überzeugen können und wie sich der Bereich der öffentlichen Sicherheit künftig entwickeln wird.

Sind Sie der Meinung, dass das Interesse des öffentlichen Sicherheitssektors an räumlichen Technologien in den vergangenen Jahren zugenommen hat? Wenn ja, warum?

Das Interesse ist auf jeden Fall gestiegen. Früher war der Einsatz von Vermessungstechnologien nur Ingenieuren mit einem akademischen Abschluss in Geodäsie vorbehalten. Doch mittlerweile sind diese Technologien so nutzerfreundlich, dass sie auch von branchenfremden Fachleuten eingesetzt werden.

Gerade der Sektor öffentliche Sicherheit verzeichnet einen deutlichen Nachfrageanstieg nach räumlichen Lösungen, einschließlich Laserscanning und 3D-Visualisierung. Daten zur strafrechtlichen Ermittlung und für Unfalluntersuchungen können rascher und effizienter erfasst werden, die Sicherheit des öffentlichen Lebens ist gewährleistet. Räumliche Lösungen liefern genauere Informationen und unterstützen die Entscheidungsfindung. Zudem erfasst ein Scanner ein Szenario völlig unvoreingenommen: Das verschafft den Ermittlern die Gewissheit, dass auf keinen Fall wichtige Beweise übersehen werden.

Räumliche Technologien sind präzise und genau, reduzieren den Personaleinsatz vor Ort und schließen menschliche Fehler aus.

Wie arbeiten Sie und Ihr Team bei der Implementierung neuer Technologien mit den Fachleuten „an der Front“ zusammen?

Wir konzentrieren uns bei Hexagon’s Geosystems Division auf die Segmente Unfalldokumentation, Brandursachen- und Tatortermittlung sowie Sicherheit und Management von Großereignissen. Für uns bedeutet das, dass viele der Szenarien, mit denen unsere Anwender zu tun haben, potenziell oder real gefährlich sind, und die Arbeit oft nachts stattfindet. Angenommen, von den Beweismitteln geht entweder eine Gefahr aus, oder sie sind fragil. In diesem Fall müssen wir die zuständigen Ermittler schützen, damit diese ihre Arbeit sicher und effizient erledigen können.

Was genau ist nun mit „Sicherheit für Sicherheitsbeauftragte“ gemeint?

Wenn wir „Sicherheit für Sicherheitsbeauftragte“ fordern, geht es darum, die Beamten mit den bestmöglichen Tools auszustatten, damit sie ihre Aufgaben im Dienste der Öffentlichkeit, der Umwelt oder unserer Infrastruktur wahrnehmen können, ohne sich selbst zu gefährden.

Bei einem Autounfall können 3D-Laserscanner den Unfallort schneller und sicherer erfassen als ein Team von Einsatzkräften mit Maßbändern und Kameras. An problematischen Einsatzorten mit vielen Menschen, Trümmern oder Aktivitäten sind herkömmliche Methoden zu langsam, ineffizient und fehleranfällig. Brandruinen sind mit klassischen Mitteln meist noch schwieriger zu erfassen: Früher konnte es sogar passieren, dass die Ermittler selbst bei der Dokumentation der Brandstätte Beweise zerstörten. Bei der Arbeit in Rauch und Brandschutt müssen Ermittler eine komplette Schutzausrüstung tragen, d.h. sie können nur begrenzte Zeit am Einsatzort verbringen.

Maßbänder, Fotoapparate und Skizzenblöcke repräsentieren angesichts von Laserscannern und digitalen Zwillingen gerade in der Forensik, die Fachleuten eine mehrdimensionale Nachbildung des Originalschauplatzes mit Zugriff für alle Beteiligten verfügbar machen, sicher nicht mehr den aktuellen Stand der Technik.

Können Sie ein konkretes Beispiel aus der Praxis nennen, wie räumliche Technologien in dieser Branche eingesetzt werden?

Wenn es um die Erschließung neuer Märkte oder Segmente geht, stelle ich mir gerne die Frage, was ich als Kunde davon habe, meine bewährten Prozesse aufzugeben. Und wir als Anbieter müssen uns fragen, ob es uns gelungen ist, sinnvolle, relevante Datenströme zu etablieren. Gewährleisten wir, dass Ermittler, Beamte oder Feuerwehrleute maximalen Nutzen aus den vor Ort gesammelten Daten ziehen können? Stellen wir die richtigen Tools für die Datenerfassung bereit, z. B. Übersichtsskizzen, Diagramme oder Berichte?

Nach einem Unfall wird eine Fahrbahn gesperrt, um Verletzte zu bergen, die Ersthelfer zu schützen und mit der Räumung der Unfallstelle zu beginnen. Das ist entscheidend. Aber danach sollte die Straße so schnell wie möglich wieder für den Verkehr freigegeben werden. Machbar ist dies, falls der Unfallort mit einem 3D-Laserscanner erfasst wird. Anschließend kann ein 3D-Modell der Unfallstelle generiert werden, um das Szenario aus verschiedensten Winkeln zu beleuchten. Das 3D-Modell bleibt dabei immer als digitale Datei erhalten, sodass bei Bedarf jederzeit darauf zurückgegriffen werden kann. Wenn mir also eines Tages einfällt, dass ich den Abstand zwischen Auto eins und Auto zwei messen muss, kann ich das auf Knopfdruck tun – und zwar auch noch zehn Jahre später. Ich kann mir sicher sein, dass ich alle Informationen am Unfallort dokumentiert habe und gleichzeitig können Hunderte oder sogar Tausende von Menschen wieder fahren, statt im Stau zu stehen.

Für die meisten Anwender lautet die typische Antwort auf die Frage „Was habe ich davon?“ Die Antwort lautet: eine deutliche Kosten- und Zeitersparnis. Dies gilt in jeder Phase des Workflows – von der Datenerfassung über ihre Modellierung bis hin zu Visualisierung und Bereitstellung der Ergebnisse. Außerdem schafft die Optimierung des Datenflusses in vielen Branchen einen Wettbewerbsvorteil.

Sind solche räumlichen Lösungen individuell auf die jeweilige Branche zugeschnitten, oder sind diese branchenunabhängig einsetzbar?

Sie sind absolut maßgeschneidert, und das müssen sie auch sein. Unsere Kunden sind keine gelernten Vermesser, sondern Ermittler und Einsatzkräfte. Deshalb ist ihnen mit einer reinen Vermessungslösung nicht gedient. Bei Hexagon kombinieren wir unsere innovativen Technologien mit Branchenkompetenz und gehen dabei auf den Anwender, den individuellen Anwendungsbereich sowie die Technologie gleicher- maßen ein. Es gab einen Grund, warum wir für Messanwendungen am Bau das iCON-Portfolio konzipiert haben. Dasselbe gilt für Anwendungen im Bereich der öffentlichen Sicherheit.

Wir adaptieren unsere Software und sprechen damit die Sprache unserer Kunden – egal, ob es sich um Brandermittler, Polizisten oder Forensiker handelt. MicroSurvey, ein Unternehmen von Hexagon, arbeitet schon seit vielen Jahren mit Fachleuten aus dem Bereich der öffentlichen Sicherheit zusammen. Die Software Leica Map360 ist eine forensische Kartierungssoftware, die speziell zur Dokumentation von Brand- und Unfallstellen sowie Tatorten entwickelt wurde. Mit dieser Software wird der Einsatzort digitalisiert, visualisiert und analysiert. Die Daten werden dann zur Vorlage vor Gericht aufbereitet. Sie ist in drei Versionen erhältlich und mit mehreren Schnittstellen abhängig von den Vorkenntnissen des Anwenders.

Datensicherheit und -integrität sind Schlüsselfaktoren jeder Ermittlungstätigkeit. Da 3D-Technologie immer häufiger in Gerichtsverfahren eingesetzt wird, ist eine Validierung der erfassten Daten gefordert. Damit Erkenntnisse aus digitalen Zwillingen vor Gericht als Beweis zulässig sind, muss die Integrität der Originaldaten überprüft werden können. Deshalb werden mit dem Leica RTC360 und Leica Cyclone REGISTER 360 PLUS erfasste Daten nach Abschluss des Scanvorgangs im Feld digital signiert. Darüber hinaus kann die Datenintegrität auch während des Imports überprüft werden, und ein Bericht bestätigt, dass die Originaldaten importiert wurden. Erstellt beispielsweise ein forensischer Ermittler Bilder, 3D-Modelle und Punktwolken eines mit Absicht gelegten Brandes zur Vorlage bei Gericht, kann das Gericht sicher sein, dass die Daten nicht manipuliert wurden.

Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Einsatz von räumlicher Technologie in diesem Sektor weiterentwickeln?

Vor zehn Jahren wurden Tatorte noch mit Fotoapparaten, Maßbändern und Skizzen dokumentiert. Mittlerweile steigt der Einsatz räumlicher Technologien wie Robotik-Totalstationen und 3D-Laserscanner vor allem aufgrund der Zeit- und Kostenvorteile sowie der hohen Genauigkeit, die sie bieten. Durch die Nutzung unserer Hardware über Softwareplattformen sind wir jetzt in der Lage, Workflows anzupassen und maßgeschneiderte Datenprodukte für verschiedene Zielgruppen zu erstellen.

Ich denke, es wird eine weitere Automatisierung und gleichzeitig eine Verschlankung der Datenprozesse folgen. Beispielsweise lassen sich der Leica BLK2GO und der Leica BLK2FLY kombinieren, um Szenarien gleichzeitig vom Boden und aus der Luft aufzunehmen. Stellen Sie sich vor, Sie benötigen ein Sicherheitskonzept für eine Großveranstaltung in einem Stadion. Beide Systeme erfassen die Location rasch und sicher, selbst wenn überall Menschen und Fahrzeuge sind.

Ein weiterer interessanter Anwendungsbereich sind Gerichtsverfahren: Aus Tatortdaten werden audiovisuelle Modelle, Bilder, Videos oder schriftliche Dokumente generiert, in die Punktwolken, Aufnahmen vom Tatort und Sachverständigengutachten einfließen und Verteidigern, Geschworenen oder Versicherungsunternehmen einfach und schnell zugänglich gemacht werden können.

Unsere Hardware zusammen mit anwenderspezifischen Softwarepaketen unterstützt die öffentliche Sicherheit bei der Optimierung von Datenflüssen, der Bekämpfung des Fachkräftemangels, der Erhöhung der Effizienz und Genauigkeit forensischer Untersuchungen und – vor allem – bei der Gewährleistung unser aller Sicherheit.

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Hier finden Sie Ihren Ansprechpartner für Vertrieb, Support und technischen Service.
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